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Meditation und Schreiben als Türöffner

Der Weg zum Unterbewusstsein

 

In den ersten 40-45 Minuten nach dem Aufwachen ist das Unterbewusstsein noch „bewusst“ wach und aktiv, so dass diese Zeit ein sehr gutes Zeitfenster ist, um selbst aktiv mit diesem zu kommunizieren. Ob nun in einer Meditation, beim Schreiben oder was du sonst für dich machen möchtest. In dieser Zeit kannst du Antworten finden und Erkenntnisse „sehen“, die dir meistens über den Tag verschlossen bleiben.

 

Das Schreiben mit Stift und Papier

 

Manchmal dauerte es, bis ich wusste, was ich schreiben wollte. Manchmal dauerte es eine halbe oder sogar eine ganze DIN A4 Seite und ich füllte das leere Blatt mit den Worten „ich weiß nicht, was ich schreiben soll“. Dann ist das so. Dann einfach das Schreiben. Irgendwann kommt etwas. Irgendwann stößt man an eine Emotion und diese Emotion will dann rausgeschrieben werden. Und nicht überlegen. Nicht aus dem Verstand schreiben. Nicht überlegen, wie man was formuliert. Es ist ja einfach für einen selber. Niemand soll das lesen. Es geht einfach darum, DAS man schreibt. Es geht darum, die eigenen Emotionen rauszuschreiben. Das war eine Aufgabe eines Workshops, den ich 2009 gemacht habe.

 

Nach einem Überfall in Costa Rica lebte ich in einer Welt aus Angst, Erschütterung und ständiger und übermäßiger Alarmbereitschaft. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich war gefangen in einem Schock- und Ohnmachtszustand. Und ich wollte da raus. Ich wollte irgendetwas tun. Ich musste irgendetwas tun. Also fragte ich google. Ich stieß auf einen Blog von Natalie. Darin erzählte sie ihre Geschichte. Ihre Geschichte berührte mich so sehr, dass ich, trotz dessen ihre Geschichte eine ganz andere Thematik hatte, mich für diesen Workshop anmeldete. Eine Aufgabe des Workshops war eben das Schreiben. Und das mit Stift auf Papier. Heute weiß ich, dass genau das, also den Stift in der eigenen Hand zu halten und auf ein Blatt Papier selber die Worte aufzuschreiben, eine andere Kraft und eine andere Macht hat. Die Worte können besser fließen. Das eigenhändige Schreiben ist näher mit der Emotion verbunden als auf einen Laptop oder PC in die Tasten zu hacken. Es ist anders. Es hat einen anderen Effekt. Probiere es mal aus. Ich finde, es fühlt sich anders an.

 

Nun..zurück zum Schreiben. Natalies Erfahrung nach ist das Schreiben am Morgen das Beste. Denn die ersten 30-40 Minuten gleich nach dem Aufstehen ist noch das Unterbewusstsein aktiv. Diese Tageszeit ist also ideal, um über das Schreiben die tief in dem Unterbewusstsein vergrabenen Emotionen und Gefühle rauszulassen; in dem Fall rauszuschreiben. Das war auch Teil dieser Aufgabe: man solle jeden Morgen mindestens drei DIN A4 Seiten schreiben. Sie hatte das in dem Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron gelesen. Pah.. wie soll das gehen? Drei DIN A4 Seiten empfand ich als sehr viel dann noch am Morgen – ich als Morgenmuffel. Doch ich wollte ja unbedingt etwas ändern und probierte es und wurde (natürlich) eines Besseren belehrt. Ich füllte unzählige weiße Blätter mit meiner eigenen Handschrift. Jeden Morgen stand ich auf, machte mir einen Tee oder Kaffee und fing sofort an zu schreiben. Auch, wenn ich nicht wusste, was ich schreiben sollte. Ich schrieb einfach. Und es war erstaunlich, was ich alles geschrieben habe. Manchmal fünf DIN A4 Seiten am Stück. Einfach so. Ich habe geschrieben und geschrieben. Die Worte sind regelrecht aus mir raus gesprudelt. Ich schrieb natürlich über den Überfall, aber auch über meine Vergangenheit, über die Beziehung zu meinen Eltern, insbesondere zu meinem Vater, aber auch zu meiner Oma, über Enttäuschungen und Schmerzen, die mir zugefügt wurden und über noch offene Wunden, die noch nicht geheilt waren. Robert Betz würde es sicherlich als ein „psychologische Auskotzen auf Papier“ betiteln. Das war es auch! Es war eine Zeit der Heilung, denn natürlich weinte ich auch sehr viel. Ich hätte zu jenem Zeitpunkt nie gedacht, dass da so viel Schmerz, so viel Wut, so viel Traurigkeit in mir schlummern. Es tat so gut, dem ganzen einmal Raum zu geben. Es tat so gut, mir diesen Schmerz von der Seele zu schreiben. Ich fühlte mich mit jedem Tag leichter. Das, was sich all die Jahre aufgestaut hatte, sollte und wollte den Weg nach draußen finden. Ich fing an, das Schreiben zu lieben und in mein Leben zu integrieren. Es wurde ein Ritual. Der Workshop ging 12 Wochen; doch das Schreiben habe ich bis heute beibehalten.

 

Zwei Jahre später löste das morgendliche Schreiben die Meditation ab. Doch das Schreiben ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Denn wenn ich in mir spüre, dass da eine Emotion ist, die raus will oder mich etwas im Außen geärgert hat, dann schreibe ich. Und das eben auch morgens gleich nach dem Aufwachen. Das Schreiben ist eben ein für mich idealer Weg, um an das Unterbewusstsein und die damit verbundenen Gefühle und Emotionen heranzukommen.

 

Ist Meditation nichts zu Denken?

 

Andererseits ist das aber auch die Meditation. Meditation bedeutet in meinen Augen nicht, nichts zu denken. Kann man das überhaupt? Vielleicht Buddha, ja. Aber ein Mensch, ein ständig denkendes Wesen? Vielleicht einen Moment, vielleicht eine Sekunde. Aber darum geht es beim Meditieren gar nicht; zumindest für mich nicht. Laut Definition ist Meditation unter anderem eine spirituelle Praxis, wodurch mit Konzentrationsübungen tiefe Entspannung und veränderte Bewusstseinszustände erreicht werden kann. Und das kann ich definitiv bestätigen. Es heißt eben auch, mit Meditation „schult man den Geist“.

 

Doch was bedeutet das eigentlich?

 

Meditation bedeutet für mich, den Geist zur Ruhe zu bringen. All die Gedanken, die da im Verstand rumspringen, mal zu ordnen und ihnen „zu sagen“, dass sie sich einfach mal eine Pause gönnen dürfen. Und vor allem einfach Beobachten. Die eigenen Gedanken beobachten und nicht zu bewerten. Die Gedanken einfach vorbei ziehen zu lassen und sie nicht zu greifen. Einfach Wahrnehmen. Sich nicht auffressen lassen von den Gedanken und lernen, die Gedanken zu beherrschen und nicht anders herum. Denn bei den meisten Menschen, die mir begegnen, ist es so, dass die Gedanken die Person beherrschen. Kein Wunder, dass man da kirre wird. Ich gehörte ja auch dazu. Und manchmal ist es heute noch so, dass sich ein Gedanke so tief eingräbt, dass mein System diesen Gedanken schwer gehen lassen kann. Aber dann meditiere ich über diesen Gedanken, gewinne Abstand und betrachte die Situation und den damit verbundenen Gedanken aus der Metaebene. Auf diese Weise löse ich mich von diesem Gedanken und damit von dieser Situation.

 

Ich bin ein Mensch, der sehr viele Fragen stellt. Das habe ich schon als Kind getan: was ist das, warum ist das so und so, wieso weshalb warum. Vielleicht war hierfür auch das Lied aus der Sesamstraße prägend. Mit der Meditation habe ich angefangen, meine eigenen Gedanken, Gefühle und Emotionen zu hinterfragen. Ich führe sozusagen einen Dialog mit mir selber – vielleicht so ähnlich wie in dem Buch von Neal Donald Walsh „Gespräche mit Gott“.  Diese Technik habe ich mir selbst angeeignet. Das Schreiben hat sicherlich dazu beigetragen; vor allem aber die Meditation. Ich durfte lernen, nicht zu beurteilen und meine Empfindungen und Emotionen aus der Metaebene zu beobachten, unabhängig von der Anhaftung des Körpers.

 

Meditation ist ein Prozess. Für den Geist und für die Seele. Es bedeutet Üben. Immer wieder. Üben, üben, üben - wie eine neue Sportart, nur eben für den Geist und nicht für den Körper. (Obwohl der Körper hier auch mitwirkt.) Und es bedeutet eben auch dranbleiben. Allein schon eine Minute kann für viele Menschen eine Ewigkeit bedeuten. Ich habe es natürlich gleich übertrieben, denn ich liebte die Extreme und ging für zehn Tage in ein Meditation- und Schweigeretreat nach Thailand. Zehn Tage Meditieren. Zehn Tage Stille. Zehn Tage kein Handy, kein Buch, kein gar nichts. In meinem Blogartikel „Mein Meditationsweg – Der Anfang vom Ende“ berichte ich über diese tiefgreifende und sehr nachhaltige Erfahrung.

 

Natürlich hatte ich durch diese Erfahrung eine gute Basis. Ich hatte eine Technik erlernt und konnte mich daranhalten. Mit der Zeit jedoch lernte ich andere Techniken und die Meditation anders für mich zu nutzen. Jeden Morgen nach dem Aufstehen habe ich mich eine Stunde hingesetzt und meditiert. Heute ist Mediation ein Teil von mir. Meditieren ist für mich heute eine Technik, um tiefvergrabene Emotionen aufzulösen, um emotionalen Hunger zu stillen und um Dinge, Situationen, Gefühle zu erkennen und diese anzunehmen. Ich schulte durch die Meditation über die Jahre auch meine Intuition und lernte meinen Körper und auch meinen Geist besser kennen. Durch die Meditation lernte ich meinen Geist zu beruhigen und „runterzukommen“. Mit der Zeit erkannte ich, das ich aus der Meditation Kraft schöpfen, neue Perspektiven und Lösungen finden sowie Geduld und Gelassenheit trainieren konnte. Ich tauchte mit der Meditation in eine neue Welt ein und damit auch in ein neues Sein. Meine Fantasie wurde angeregt und damit auch meine Hellsinne. Und es gibt so viele unterschiedliche schöne Meditationsübungen und –techniken. Meditation kann so viel mehr geben. Es bedeutet für mich, einen inneren Dialog führen, mit sich selber sprechen, zuhören, hinhören, wahrnehmen, abwarten. Meditation ist für mich eine Kommunikationstechnik. Eine Technik, um den Geist zu schulen, die Fantasie und die eigene Vorstellungskraft anzuregen und vor allem die eigene Intuition wieder zu entdecken.

 

Schreiben und Meditieren finden in meinen Augen den Zugang zu deinem Unterbewusstsein. Manchmal dauert es länger, manchmal geht es schneller. Das ist unterschiedlich. Manche Themen sind einfach sehr tief vergraben. Die Themen kommen, wenn es an der Zeit ist. Nicht früher, nicht später. Aus meiner Erfahrung sind das Schreiben sowie das Meditieren wirklich gute, effektive und fördernde Hilfsmittel, um tiefsitzende und vergrabene Emotionen ans Tageslicht zu befördern. Oder um einfach Luft abzulassen und sich die Wut rauszuschreiben. (In ein Kissen schreien hilft natürlich auch ;-). Beide Techniken können hilfreiche und unterstützende Begleiter sein. Jede Technik hat ihre ganz eigene Kraft. In meinen Augen ist beides sehr transformierend und heilend. Beide Techniken lösen den Stau der Emotionen in dir, der sich über die Jahre angesammelt hat. Damit verbunden ist allerdings auch emotionaler Schmerz. Aber wo das eine gehen darf, entsteht eben auch Platz für Neues.

 

Ps. Und Schreiben und Meditieren kannst du immer – egal, wo du gerade bist. 

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